Aufregung beim Aussteigen

Kennst Du das?
Dein Hund kann es am Gassiort kaum erwarten aus dem Auto zu stürzen und los zu rennen? Klar, die Blase drückt vielleicht, er freut sich auf eine tolle Tour – da ist die Aufregung schon groß!

Bei allem Verständnis für deinen Hund ist es für Dich aber ganz schön anstrengend, die Begeisterung Deines Hundes auf den ersten 100 Meter nach dem Aussteigen zu bändigen. Er möchte rasch voran kommen, zieht an der Leine und möchte vielleicht möglichst schnell in den Freilauf.

Puh! Da beginnt der Spaziergang schon mit Stress!

Diese Gewohnheit könnt ihr ändern! Ersetzt sie durch eine neue, viel bessere Gewohnheit!

Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass es mit mehreren Hunden beim Aussteigen oft stressig werden kann, weil dann nicht nur ein Hund dringend raus möchte sondern VIELE!
Es gibt nun mehrere Möglichkeiten, beim Aussteigen für Ordnung oder Ruhe zu sorgen:

Mein Aussteige-Ritual:

aussteigenRituale sind Gold wert! Einmal eingeführt und immer praktiziert lernt euer Hund schnell wie es läuft. Es „lohnt“ sich nicht, zu drängeln und zu rasen.

Allerdings gehört für mich mehr dazu als ein vor dem Auto sitzender Hund (....der vor Anspannung zittert weil er es nicht erwarten kann dass es los geht!).
Der beste Fall ist, wenn die Hunde tatsächlich entspannter los laufen. Also möchte ich die Aufregung der Hunde am besten schon vor dem Aussteigen senken.
Jeder Hund bekommt bei geschlossener Boxentüre ein paar Leckerchen in die Box, die er dort fressen kann. Die Türe wird geöffnet, während noch gefressen wird, euer Hund rast nicht sofort aus der Türe.

Ihr könnt den Hund auch kurz drinnen sitzen oder zumindest in der Box/im Auto stehen lassen, so dass er nicht sofort raus schießt wenn ihr die Türe öffnet. Wenn er das noch nicht kann, dann baut es langsam auf! Am besten dann erst am Ende des Spaziergangs. Ich persönlich bevorzuge zwischenzeitlich, auf Blocken zu verzichten! Darunter verstehe ich, dem Hund, der gerade aus der Box rennen möchte die Türe wieder vor der Nase zuzuschlagen oder mich mit meinem Körper frontal vor die Box oder den Ausgang zu stellen, so dass der Hund nicht heraus kommt. Gebt eurem Hund statt dessen die Chance, erwünschtes Verhalten zu lernen – hemmt nicht unerwünschtes Verhalten.

Ich übe das gerne am Ende des Spaziergangs:

Schickt euren Hund in die Box, schließt die Türe und fragt z.B. Sitz ab. Es kann sein, dass euer Hund draußen super sitzen kann auf Signal, aber einfach noch nicht gelernt hat, dass das Signal auch in einer Box eine Bedeutung hat (Stichwort „Generalisierung von Signalen“).

Das geht auch, wenn ihr gar keine Box habt sondern euer Hund z.B. im Kofferraum mitfährt.
Die Türe öffnet sich erst, wenn der Hund sitzt. Übt das anfangs am besten nach dem Spaziergang, dann frustriert es den Hund nicht so sehr. Denn wenn ihr vor dem Start bei großer Aufregung euren Hund blockt und ihm die Türe wieder vor der Nase zu haut, wird er das Aussteigen eher unangenehmer finden. Dadurch kann sich der Stress vor dem Aussteigen weiter erhöhen.

Nach dem Aussteigen:

Draußen darf der Hund sich erst einmal lösen. Die Hunde werden nach und nach aus der Box gelassen – zuerst die ruhigeren Hunde, die ohnehin beim Auto bleiben und später die Hunde, die aufgeregter sind. Sind alle draußen, findet auf dem Parkplatz noch ein kleines ruhiges Suchspiel statt. Es darf Futter gesucht werden, Bewegung ja, aber kein Spiel mit viel Gerenne – aber auch kein Sitz, Platz, Bleib, denn das würde die Anspannung eher erhöhen. Ruhiges Verhalten und ruhige Begrüßung anderer Hunde markiere ich und lobe verbal oder mit einem Keks.

So habt ihr den Parkplatz an sich zu einem Ort gemacht, an dem euer Hund erst einmal seine grundlegenden Bedürfnisse befriedigen kann und der langfristig mit ruhigen Beschäftigungen verknüpft wird. Das bietet sich an, wenn ihr öfter an denselben Orten laufen geht.

Voraussetzung ist natürlich, dass der Parkplatz sicher ist und ihr weder euren Hund, noch andere Hunde oder Menschen durch euren Hund gefährdet.

Wenn euer Hund angeleint aus dem Auto kommt und erst einmal an der Leine bleiben muss, sucht wenn möglich gleich ein Plätzchen zum Lösen für ihn. Dann könnt ihr auf der nächsten Wiese Suchspiele einbauen, Futtersuchen, hin und her pendeln und euch dann entspannter auf den Weg begeben. Natürlich ist unterwegs auch mal richtig Action wichtig! Jeder Hund braucht ein Ventil für seine Energie. Immer nur ruhige Aufgaben wäre für viele Hunde sicher nicht sehr bedürfnisgerecht.

Kurz und knapp

Die aktivsten Hunde verlassen zuletzt ihre Box. Zuerst kommen entweder die neuen Hunde oder die Hund aus der Box, die ohnehin direkt beim Auto bleiben.
Werft eurem Hund bei geschlossener Boxentür ein paar Leckerchen in die Box, so dass ihr ihm beibringen könnt, noch in der Box zu bleiben auch wenn die Türe auf geht.
Etabliert ein Signal dafür, dass er die Box verlassen darf. (z.B. „Ok“, „Lauf“, „Raus“)
Vermeidet zu große Anspannung kurz nach dem Aussteigen ( „Bleib“-Übungen direkt nach dem Aussteigen langsam aufbauen da sie für die Hunde sehr frustrierend sein können).
Achtet auf das Lösebedürfnis eurer Hunde – lasst sie Pinkeln (oder das andere) wenn sie dringend müssen.

Warum ich den Hunden nicht die Türe vor der Nase zuknallen möchte wenn sie rausrennen wollen? Horcht mal bei Anne Rosengrün und Claudi Scheiblich (Facebook) in den (kostenlosen) Podcast. Sie plaudern aus dem Nähkästchen und unterhalten sich unter anderem über das Thema Aussteigen aus dem Auto:

http://www.podcast.de/episode/290788397/%23002%3A+Ein-+und+Aussteigen+aus+dem+Auto/


 

Eric Hammer

 

Erik Hammer
Dogwalker,
Hundetrainer i.A. bei Dr. Ute Blaschke-Berthold CumCane®

www.der-dogwalker.de/