Die wichtigsten Tips für die ersten Tage mit Ihrem Welpen
Bitte vergessen Sie bei aller Aufregung und Freude über Ihr neues Familienmitglied nicht, dass Ihr Welpe nicht ahnen konnte, was heute auf ihn zukommt: Von jetzt auf gleich haben Sie seine Welt auf den Kopf gestellt! Gerade eben noch war er bei Mama und den Geschwistern, an dem Ort, an dem er geboren wurde, und jetzt ist plötzlich alles fremd. Womöglich sieht er seine neuen Menschen heute zum ersten Mal …
All das will erst einmal verarbeitet werden und dazu braucht Ihr Welpe Ruhe.
Welpen benötigen 20 bis 22 Stunden Ruhe (Schlafen, Dösen, entspannt Herumliegen) pro Tag und auch in den wachen Phasen müssen sie nicht sofort das ganze Haus, seine Umgebung und all ihre FreundInnen und NachbarInnen kennen lernen. Für den Anfang reicht es völlig, ihm einen ruhigen Raum anzubieten, in dem er ein kuscheliges Bett, Futter und Wasser vorfindet.
Das Alleinsein müssen Hunde langsam und in kleinen Schritten erlernen. Wenn Ihr Welpe Ihnen jetzt auf Schritt und Tritt folgen möchte, um seine neue Bezugsperson nicht gleich wieder aus den Augen zu verlieren, lassen sie ihn ruhig. Auch wenn er jetzt dabei sein darf: Er wird Sie deswegen nicht zeitlebens auf die Toilette begleiten wollen.
Auch die Kontrolle über Darm und Blase muss zunächst einmal geübt werden. Als Faustregel gilt, den Welpen nach dem Schlafen, nach dem Essen und nach dem Spiel nach draußen zu bringen. Ansonsten achten sie einfach darauf, ob er unruhig wird, etwas zu suchen scheint, oder gar dazu ansetzt, sich hinzuhocken. In diesen Fällen gehen Sie ruhig und langsam zu ihm, so dass er nicht womöglich vor Ihnen erschrickt, gehen Sie in die Hocke, nehmen ihn behutsam hoch und tragen Sie ihn nach draußen. Hat er dort sein Geschäft beendet, loben Sie ihn. Bitte achten Sie darauf, dass Sie nicht zu früh (und womöglich mit großem Jubel) loben, damit er nicht vor Aufregung vergisst, sich tatsächlich fertig zu lösen.
Viele Welpen sind anfangs nicht in der Lage, sich draußen zu lösen, weil sie dort zu stark abgelenkt sind oder sich womöglich fürchten. Suchen Sie Ihrem Welpen eine ruhige, geschützte Stelle in der Nähe Ihres Hauses, um es ihm ein wenig leichter zu machen. Tragen Sie Ihren Welpen zu der ausgewählten Stelle: Sie vermeiden so, dass er sich auf dem Weg dort hin im Treppenhaus oder auf dem Bürgersteig löst und er gewöhnt sich von Anfang an daran, Naturboden aufzusuchen. Sie ersparen ihm außerdem, an der Leine ziehen zu müssen, falls es dringlich sein sollte.
Sollte Ihrem Welpen doch einmal ein Malheur passieren, entfernen Sie es bitte ruhig und kommentarlos.
Manche Welpen werden innerhalb weniger Tage stubenrein, andere benötigen mehrere Monate. Machen Sie sich deswegen keine Sorgen: Früher oder später lernen sie es alle!
Welpen gehen nicht spazieren!
Welpen neigen instinktiv dazu, in der Nähe ihrer Wurfhöhle zu verbleiben, was in der Natur ihre Überlebenschancen stark erhöht, und so beginnen viele von ihnen, zu „bocken“, sobald sie sich vom Haus entfernen sollen. Auf dem Rückweg dagegen wird heftig an der Leine gezogen, um sich so rasch wie möglich wieder in Sicherheit zu bringen. Bitte gedulden Sie sich, bis Ihr Welpe von sich aus die Welt erkunden möchte. Bis es soweit ist, tragen Sie ihn: Aus der Sicherheit auf Ihrem Arm betrachtet, verliert die Welt für einen Welpen schnell ihren Schrecken.
Beschützen Sie Ihren Welpen!
Hin und wieder werden Ihnen Dinge oder auch Lebewesen begegnen, die Ihrem Welpen Angst einjagen. Lassen Sie ihn spüren, dass Sie ihn in solchen Momenten kompetent zu unterstützen vermögen und eine sichere Rückzugsmöglichkeit für ihn bieten: Sorgen Sie für eine Distanz, aus der er das gruselige Objekt ohne Angst betrachten kann. Nehmen Sie ihn auf den Arm, auf den Schoß oder lassen Sie ihn zwischen Ihre Beine flüchten. Wenn es sich ergibt, untersuchen Sie das Objekt und lassen Sie ihn dabei zuschauen. Fordern Sie ihn nicht auf, näher heranzukommen, aber lassen Sie ihn, wenn er möchte.
Artgenossen, aber auch Menschen können – auch wenn sie es freundlich meinen – durchaus zudringlich sein und einem Welpen großes Unbehagen bereiten. Bitte nehmen Sie ihn auch dann in Schutz.
Fünf Minuten pro Lebensmonat!
Was immer Sie über das Lauf- und Aktivitätsbedürfnis Ihres Hundes gehört haben: Es bezieht sich auf den erwachsenen Hund! Spaziergänge an der Leine sind für Ihren Welpen körperlich und mental sehr anstrengend und sollten immer seiner Entwicklung angepasst sein.
Selbstverständlich sind Welpen von sich aus auch längere Zeit aktiv, spielen und tollen herum und sehen dabei nicht auf die Uhr. Dann allerdings entscheiden sie – im Gegensatz zu einem Spaziergang – selbst, wann sie eine Pause machen möchten. Manchen gelingt auch das nicht: Sie finden ohne Hilfe kein Ende und müssen erst einmal lernen, zur Ruhe zu kommen.
Menschen neigen dazu, die ersten Mahlzeiten ihres Welpen gespannt und voller Freude zu beobachten: Tiere Füttern macht Spaß und man will ja auch wissen, ob es ihm schmeckt! Viele Welpen allerdings reagieren hierauf mit Verunsicherung und trauen sich dann nicht an ihr Futter. Und je mehr Aufhebens der Mensch in dem Bemühen, sie zum Essen zu animieren, um die Sache macht, desto unheimlicher wird ihnen das Ganze. Schauen Sie also nicht gar so scharfäugig hin, schütten Sie das Futter, sollte der Napf gruselig sein, auf eine abwaschbare Unterlage und lassen Sie Ihrem Hund einfach Zeit.
Ob Ihr Hund später in einem separaten Raum, in einem Körbchen im Schlafzimmer, oder in Ihrem Bett schlafen soll, ist schlicht und ergreifend Ihre Entscheidung: Alle Varianten haben Vor- und Nachteile. Wenn es ein separater Raum sein soll, leisten Sie bitte Ihrem Welpen in den ersten Nächten dort Gesellschaft, bis er gelernt hat, auch allein entspannt dort zu ruhen. Sie bekommen so außerdem mit, wenn er unruhig wird, weil er nach draußen möchte.
Training mit einem Welpen
Bitte vergessen Sie nicht, dass Ihr Welpe ununterbrochen lernt, ganz egal, ob Sie strukturiert trainieren, oder er „einfach nur dabei“ ist. Für ihn macht das keinerlei Unterschied.
Ein erstes Signal, das er jetzt vollkommen problemlos erlernen kann, ist sein eigener Name: Sprechen Sie ihn, wenn er gerade nicht von etwas anderem abgelenkt ist, mit Namen an und „haben Sie etwas für ihn“, wenn er Sie anschaut: Ein Leckerchen, ein Spiel, eine Streicheleinheit – alles, was ihm jetzt Freude macht! Bitte denken Sie daran, dass sein Name nur sein Name ist – er ist kein Ersatz für „komm her!“ oder gar „lass das!“.
Auch das Signal für das Herankommen können Sie schon jetzt prima üben: Sprechen Sie es aus, wenn er sowieso gerade auf Sie zu gerannt kommt und belohnen Sie ihn, wenn er bei Ihnen angekommen ist (der Moment, in dem Sie ihm sein Futter reichen, eignet sich dazu ganz hervorragend).
Darüber hinaus können Sie einfach jedes Verhalten loben, das Sie gerne häufiger sehen möchten.
Natürlich fügen Sie Ihrem Welpen keinen Schaden zu, wenn er schon jetzt Signale wie „sitz“ oder „platz“ spielerisch lernt, aber verlieren Sie bitte nicht aus dem Auge, dass hierfür noch ein Hundeleben lang Zeit ist.
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Iris Blitz
Hundetrainerin
Lebt heute mit Australian Shepherd Oskar und drei arbeitenden Pyrenäenberghunden auf einem Kastanienhof in Südfrankreich.
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Fotos: Hundezucht PON's von Schleißbach Ricarda und Helmut Knobloch - Fotografin Margit Weber